06.06.2016
Wie gut es uns geht
Wie kann man es einem Nicht-Spieler erklären, was für ein großartiges Gefühl es ist, wenn die gelbe Filzkugel mit dem (Head)-Schläger optimal getroffen wird? Wenn der Ball genau dort landet, wo man ihn platziert haben wollte? Wenn der Gegner mit größter Mühe retournieren kann und Du dann, inzwischen am Netz stehend, einen sauberen Volley nach außen spielst? Wahrscheinlich geht das gar nicht und die Nichtspieler tippen sich ratlos an die Stirn, wenn Du ihnen von der Schönheit, der Ästhetik dieses Spiels vorschwärmst.
Kürzlich habe ich die Autobiographie von Roderich Menzel gelesen, einem Deutsch-Böhmen, der so vertieft in einem Match war (es ging um die Großdeutsche Meisterschaft), dass er und sein Gegner (den Namen habe ich vergessen, es war aber nicht Gottfried von Cramm) sich ein Match über zwei Tage lieferten, auch als die deutsche Wehrmacht schon in Polen einmarschiert war. Das Spiel war ihnen wichtiger als der Beginn des Krieges.
Seit einigen Wochen hat die Sandplatz-Saison begonnen. Wir in München sind gesegnet mit wunderbaren Tennis-Anlagen, unsere Base im Olympia-Park gehört mit zu dem Feinsten, was es in dieser Stadt gibt. Auch weil die Aura des Olympia-Stadions, einmalig in der Welt, so grandios ist. Wenn ich mit dem Fahrrad dort vorbei radle geht mir jedes mal das Herz auf. Was für ein Privileg, in dieser Stadt leben und wohnen zu dürfen! Wie gut es uns geht, unseren geliebten Sport in dieser Umgebung, in dieser guten Luft (wissen vor allem die Chinesen zu schätzen) ausüben zu können. Falls uns mitunter trübe Gedanken befallen, sollten wir uns immer bewusst machen, wie gut es uns im Grunde geht. Unsere Generation ist ohne Krieg, Armut, Hunger und Elend aufgewachsen. Ein bisschen mehr Demut und Dankbarkeit würde uns zuweilen ganz gut zu Gesicht stehen.
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14.04.2016
Wie schön es ist, einen Pokal zu gewinnen
Über Tennis sagt man, dass man selten zu jung und nie zu alt für diesen Sport ist. In der Tat. Wenn sogar noch der alternde Präsident des Münchner Presse- Tennisclubs bei der Internationalen bayerischen Presse-Meisterschaft 2016 in der Münchner Iphitos-Anlage den zweiten Platz belegt (was natürlich auch damit zu tun hat, dass selbiger Präsident mit dem BMW Open Direktor Patrick Kühnen ein Doppel spielen durfte) , dann zeigt das einmal mehr, wievielt Wahrheit in diesem Spruch steckt.
Und noch etwas fand ich bemerkenswert: Wir alle sind doch glücklich, wenn wir bei schönem Wetter auf der Asche stehen, den Ball optimal treffen und uns vielleicht sogar nach dem Match als Sieger fühlen dürfen. Als ob das nicht schon reichen sollte, wird dieses Glücksgefühl durch das Überreichen eines Siegerpokals noch einmal gesteigert. Ein Stück Blech doch eigentlich nur. Mitunter auch – wie in meinem Fall – ein wirklich schön gestalteter Glaspokal. Die Auszeichnung von Siegestrophäen steigert zweifelsfrei noch einmal die Ausschüttung von Glückshormonen. Aber das war schon immer so. Bei den antiken Olympischen Spielen reichte ein Lorbeer-Kranz, um dem Gewinner Zeit seines Lebens einen Ehrenplatz in seiner Gemeinde zu sichern. Heute liegen den richtig fetten Pokalen noch Siegesschecks bei, immer öfter im siebenstelligen Bereich. Den habe ich an diesem denkwürdigen Vormittag nicht in Empfang genommen, wohl aber wieder einmal die Gewissheit, dass Tennis trotz vieler verschlagener Bälle ein wunderbarer Sport ist.
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BMW Open in München
08.03.2016
Warum werben Tennis-Stars eigentlich nicht für Sonnencreme?
Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an jenen Tag, als der unvergessene Ivan Lendl mit einer gewagten Eigenkreation auf dem Kopf den Centre Court bei den Australian Open betrat, um damit der mörderische Hitze zu trotzen. Die Kopfbedeckung erinnerte an ein Legionärskappi mit einem angenähten Tuch, das den empfindsamen Nacken des Tschechen vor schmerzhaften Sonnenbrand schützen sollte. Schon damals fragte ich mich, warum niemand der Profis, die doch auch sonst nicht gerade für übertriebene Schamhaftigkeit bekannt sind, wenn es um`s Geld verdienen geht, Werbung für Sonnencreme macht. Denn schließlich brennt auch bei den French Open und erst recht bei den US-Open die Sonne gnadenlos vom Himmel. Ich vermute einmal zur Ehrenrettung der Stars, dass es bisher kein Produkt gab, was die Tennis-Asse wirklich überzeugte.
Das hat sich nun geändert. Und wäre Thomas Muster noch in der Szene aktiv, dann würde er ganz gewiss für die „Vinoble Cosmetics“ werben. Denn dieses kleine aber feine österreichische Unternehmen aus Fresing am Fuße der Sausaler Weinstraße in der Steiermark bietet ausgesuchte 5-Sternen-Naturkosmetik und vor allem eine Sonnen-Pflegecreme an, die auch die empfindlichste Haut wirksam schont. Sie wird bereits vier Wochen vor der Sonnenbelastung aufgetragen und unterstützt damit die natürliche Melanin-Produktion der Haut. Traubenkernöl steigert zudem ihre Regenerationsfähigkeit.
Natürlich hat ein Spitzenprodukt, das ab April im Handel sein wird, auch seinen Preis (150 ml kosten 29 Euro). Andererseits sind Tickets zu den großen Tennisturnieren auch nicht kostenlos, und wer stundenlang auf der von der Sonne bestallten Zuschauertribüne absitzt, der wird für ein erstklassiges Sonnenschutzmittel sehr dankbar sein.
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02.02.2016
Über Milan und Serena
Ich hatte einmal einen Freund, Milan Sjreber hieß der. Er besaß den achtstärksten Aufschlag der Welt, hatte in Florida den jungen Boris Becker geschlagen und stand auf den Sprung unter die 25 Besten der Welt zu kommen, als er gegen Mats Wilander zwei Matchbälle hatte aber dann beide durch Doppelfehler eliminierte. Da machte es „klick“ in seinem Kopf und er erreichte bei keinem großen Turnier mehr das Achtelfinale. Er begann zu lamentieren. Mal lag es am schiefen Platz (in Prag), dann wurde er gegen Emilio Sanchez um Punkte betrogen (Stuttgart), schließlich störte der Wind (München, Hamburg).
Ich war nicht nur Freund, sondern auch mitreisender Fan und litt mit ihm. Irgendwann wagte ich die Bemerkung, dass der Gegner doch auch mit diesen Widrigkeiten fertig werden müsse. Da schubste er mich wütend weg und sprach zwei Tage kein Wort mehr mit mir. Aber er hatte es sich gemerkt und machte künftig seine schlechten Augen für die Niederlagen verantwortlich. Milan nahm sogar über Umwege Kontakt mit Sylvia Hanika auf, die damals mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte. Aber es half alles nichts. Der Abstieg in der Weltrangliste war vorgezeichnet und schon bald widmete er sich – wie übrigens auch der Pole Wojtek Fibak, der als Vorbild für ihn diente – Finanzgeschäften im rauen Manchester-Kapitalismus der frühen Wendejahre in der Tschechischen Republik. Sehr erfolgreich übrigens. Wir verloren uns – leider – aus den Augen.
Was ich sagen will: Warum tun sich die Spitzensportler so schwer mit Kritik. Warum können gerade Tennisspieler so oft Niederlagen nicht akzeptieren? Wie sympathisch dagegen Serena Williams nach der Niederlage gegen Angelique Kerber. So sehr sie auch im Match gefightet hatte, sie gratulierte nach dem Ende nicht nur ihrer Gegnerin, nein, sie freute sich sogar mit ihr. Das war nicht nur groß. Das war großartig!
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23.12.2015
Mein Weihnachtswunder
Es ist viele Jahre her. Boris Becker hatte gerade Wimbledon gewonnen und ich war zum ersten Mal mit meiner Frau in New York. Wir bummelten Anfang Dezember über die Fifth Avenue, trotzten dem eiskalten Nordwind und schauten mit großen Augen bei Tiffany vorbei. Natürlich nur um die Toilette im zweiten Stock zu benutzen. Den Lunch nahmen wir aus Kostengründen in China-Town zu uns.
Später meinte ich Boris Becker vom Taxi aus erkannt zu haben, wie er durch den Central Park joggte. Kurz darauf entdeckte ich das Plakat: Großes Tennis-Event im Madison Square Garden. Zu gern wären wir dabei gewesen, doch die astronomischen Eintrittspreise waren für uns absolut unerschwinglich.
Doch ich wollte das Unmögliche versuchen. Am Abend fragte ich im Büro des Veranstalters nach Pressekarten und erntete nur ein müdes Lächeln. „Sind Sie akkreditiert?“ War ich natürlich nicht, schließlich befanden wir uns im Urlaub, hatten San Francisco bewundert und eine Woche Florida hinter uns. New York sollte der krönende Abschluss sein. Enttäuscht trotteten wir von dannen.
Plötzlich kam im Foyer ein Pärchen auf uns zu. „Wollt Ihr ein Ticket haben. Hier“, der Mann reichte uns eine längliche, blaue Karte. Es war eine ganze Loge, Preis: 1100 Dollar. Wir waren fassungslos. Überglücklich nahmen wir in der Loge Platz. Luxus pur. Becker spielte gerade gegen Brad Gilbert, hatte den ersten Satz bereits verloren. Vielleicht brachten wir ihm Glück, jedenfalls gewann er das Match dann doch noch.
Ich erzählte am nächsten Tag einem amerikanischen Kollegen davon. Der konnte es gar nicht glauben. „It never happened before in New York“, war sein trockener Kommentar. Doch. Ein kleines, vorweihnachtliches Wunder für einen deutschen Tennisfan. Das Ticket besitzt meine Frau heute noch, als Glücksbringer.
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25.08.2015
Tennis einmal auswärts – warum nicht?
Wir Tennisspieler kennen das Ritual. Hin zur Anlage, am sportlichsten mit dem Fahrrad. Dann die obligatorische Frage: Ist der M-Platz frei? Nein, o.k., dann spielen wir eben auf dem 8er, obwohl die Bälle so leicht auf Nimmerwiedersehen ins Gebüsch geschlagen werden.
Dabei gab es früher einmal Zeiten, und an die erinnere ich mich noch gern, da mussten die Plätze 24-Stunden vorher bestellt werden, sonst konnte man sich die Stunde Freizeitsport abschminken. So weit so gut. Aber warum gönnen wir uns nicht einmal ein Wochenende in einem eleganten Hotel, wo es entweder in der Hotelanlage oder gleich in der Nähe immer freie Plätze gibt und eine Wellness-Landschaft noch dazu?
Wir vom MPTC haben doch die besten Adressen parat, zum Beispiel der Löwe in Leogang oder das Gut Edermann in Teisendorf. Gute Anlaufadressen – Details siehe unterTennis-Hotel bei mptc.info – sind auch der Rasmushof, das Tennishotel Baumgartner oder das Tennis-Sporthotel Brixen.
Wer sich als Mitglied des MPTC ausweist, wird dort mit offenen Armen empfangen und bestens umsorgt. Schließlich sind die genannten Häuser nicht nur Sponsoren unseres letzten Turniers gewesen, sondern auch Partner, denen der MPTC am Herzen liegt.
Und noch ein Tipp: Unser Sponsor BMW stellt bei rechtzeitiger Anmeldung auch über ein Wochenende einen Testwagen zur Verfügung. Also, warum nicht das Angenehme mit dem sehr Angenehmen verbinden?
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10.08.2015
Diese Hitze – Von Uli Offenberg
Es ist derzeit wirklich nicht einfach, Tennisdoppel zusammen zu stellen, geschweige denn, Einzel zu spielen. „Diese Hitze“, stöhnen die Kameraden, auf die doch sonst soviel Verlass war und berichten von Ausflügen zu Seen in der Umgebung, von denen ich noch nie gehört hatte. Oder sie erzählen von wunderbaren Biergarten-Besuchen mit Freunden. Allerdings streichen sie sich dabei sorgenvoll über ihre Plauze, denn ganz ohne Folgen verlaufen diese Abende nicht. Falls es noch niemand bemerkt hat: Wir haben Hochsommer, und das ist gut so. Endlich, endlich ist es warm und wir können Mäntel und Pullover im Keller lassen. Die Schlangen vor den Eisdielen werden immer länger, die Tennisplätze dagegen scheinen zu veröden.
„Diese Hitze“, stöhnen die Spieler, blicken sehnsüchtig nach den Plätzen im Schatten und bestellen sich, statt Aufschläge zu üben, lieber noch ein Weissbier.
Ich habe einmal vor vielen Jahren auf Tahiti im Club Med ein Tennisturnier gewonnen, mein amerikanischer Gegner trat nicht an. „Diese Hitze“, sagte er entschuldigend, als ich ihn am Abend mit einem Glas Rotwein am Buffet traf. Ich war dankbar, denn wahrscheinlich hätte ich das Match verloren und so bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben bei einer Siegerehrung eine Medaille um den Hals gehängt.
„Diese Hitze“, sagte ich grinsend zu meiner Frau, „einfach großartig“.
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09.06.2015
Servus Paul! – Von Uli Offenberg
Nach meiner Rückkehr aus Uzbekistan habe ich mit Entsetzen vom Tode meines langjährigen Freundes Paul Sahner gehört. Ich bin erschüttert und kann es noch immer nicht fassen. Paul und ich haben beide in München 1969 bei der Bild-Zeitung begonnen, er als Polizeireporter, ich für die Sparte Show zuständig. Dann trennten sich unsere Wege aber wir hielten immer Kontakt und blieben, was wir waren: Freunde. Er war es, der meine Frau kurz nach der Geburt unseres Sohnes mit ihrem Baby aus dem Krankenhaus abholte (ich war dienstlich in Asien) und die Patenschaft für den kleinen Christian Paul übernahm.
Er machte später eine märchenhafte Karriere und ich gönnte sie ihm. Mit seiner Frau Martina schien er endlich auch sein privates Glück gefunden zu haben. Sie verstand es, ihm gesunde Ernährung schmackhaft zu machen und überzeugte ihn, dass es nicht immer eine Flasche Rotwein sein musste, wenn auch ein Glas genügte.
Unsere Tennis-Matches waren legendär. Da, nur da bestand zwischen uns eine echte Rivalität. Nun ist der Paul von uns gegangen, aber in unserem Herzen wird er weiter leben. Ein Mensch, dem niemand böse sein konnte. Mach`s gut Paul, und interviewe den lieben Gott. Den wirst Du mit Deinem Charme gewiss auch noch einwickeln.
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17.04.2015
Der Zorn des Aufschlagriesen – Von Uli Offenberg
Die BMW-Open und ich, das war schon immer eine besondere Geschichte. Es ist vermutlich fast 25 Jahre her, als ein junger tschechischer Spieler, mit dessen Eltern wir befreundet waren, auf unser Zureden hier in München antrat. Milan Sjreber hieß der Zwei-Meter-Hüne und da er in der Weltrangliste irgendwo zwischen 150 und 200 rangierte, überließen wir ihm gern unser Schlafzimmer.
Schließlich sollte er ausgeruht in das Match gegen irgendeinen unbekannten Australier gehen, der in der Rangliste noch weiter hinter ihm postiert war. Wir wurden dann auf der Anlage Zeugen eines Trauerspiels. Milan bekam gegen diesen Nobody keinen Stich und verlor sang- und klanglos in zwei Sätzen. Unser Freund war darüber so sauer, dass er zwei Tage nur mürrisch in unserem Heim vor sich hin brütete, bevor er wieder auf Tour ging. Wir waren erleichtert, als wir uns von ihm verabschieden konnten.
Ein Jahr später war er 24. der Weltrangliste und hatte in Indian Wells Boris Becker geschlagen und galt als der achtstärkste Aufschläger der Welt. Wieder kam er nach München und spielte ausgerechnet dann, als ich im Gong-Verlag während einer wichtigen Konferenz unabkömmlich war. Schließlich eiste ich mich doch los und raste zur Anlage beim Aumeister. Dort angekommen, die große Enttäuschung. Das Match (gegen Emilio Sanchez?) war vorzeitig zu Ende, Milan hatte Probleme mit den Augen und musste aufgeben. Diesmal war er im Spielerhotel abgestiegen und wir mussten seine schlechte Laune nach seinem Ausscheiden nicht ertragen. Freitickets für die folgenden Spieltage ließ er aber immerhin für uns hinterlegen. Ein Jahr später spielte ich mit ihm gegen seinen Vater und den tschechischen Nationaltrainer ein Doppel. Wir verloren. Danach habe ich ihn aus den Augen verloren. Er hasste es einfach, zu verlieren.
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21.03.2015
Mein Freund Dirk – Von Uli Offenberg
Tief erschüttert habe ich vom Tod unseres Freundes Dirk Altemanns erfahren. Er war mit seiner Aufrichtigkeit und Gradlinigkeit ein Mann, der es sich im Leben nicht leicht gemacht hat. Seine Mitarbeiter verehrten ihn, seine Chefs schätzten sein Fachwissen und sein Engagement. Auf dem Tennisplatz war er lange gefürchtet – auch weil er ein Linkshänder mit Überblick war. Ein leichter Schlaganfall schränkte seine Aktivitäten vorübergehend ein. Doch Dirk war ein Kämpfer, ließ sich nicht entmutigen, kehrte auf den Platz zurück.
Bei unserem Nikolausturnier im vergangenen Jahr machte er noch eine glänzende Figur, auch wenn ihm anzusehen war, dass es ihm nicht besonders gut ging. Unser Mitgefühl gilt jetzt seiner Frau Christiane. Die beiden waren ein unverwechselbares Paar, seit dem Teenageralter zusammen. Er hinterlässt eine Lücke und es schmerzt mich, dass ich seiner Witwe jetzt nicht beistehen kann, weil ich derzeit durch Mexico toure. Unser Sommerturnier bei ihm um die Ecke, im Olympiapark, wird ihm gewidmet sein.
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22.02.2015
Zehn geschenkte Jahre – Von Uli Offenberg
Ich erinnere mich noch gut an meinen Großvater Theo. Als der 70 wurde, dachte ich mir: „Mein Gott, dieser Mann ist so steinalt. Was kann der noch vom Leben erwarten?“ Er war ein knorriger, kaisertreuer Preuße, Militär durch und durch, und starb schließlich mit 84 Jahren, eine Legende seiner selbst. Jetzt bin ich (für die, die es genau wissen wollen, am 7. Februar) selbst 70 geworden.
Meine Familie und ich haben gefeiert, nicht getrauert. Liegt es an der besseren Ernährung, oder daran, dass wir seit 70 Jahren keinen Krieg mehr in Europa hatten oder einfach daran, dass wir durch Tennis, Skifahren und Gymnastik beweglicher als unsere Väter und Großväter sind: Die heutigen 70er (ich erlaube mir, mich da mit einzubeziehen) sind einfach fitter als die Altvorderen. Zehn Jahre sind uns mindestens auf unser Lebenskonto gut geschrieben worden.
Mein Tennisfreund Charly Kaufmann (jetzt auch 70 geworden) zum Beispiel vom ABV (Altbogenhausener Verein zur Pflege des Tennissports) ist unglaublich beweglich und spielt immer noch ein wunderbares, fintenreiches Tennis. Meine Doppelpartner Thomas Rathmer und Bernd Födisch, beide ebenfalls beim ABV aktiv, spielen sensationell und laufen über den Platz wie junge Wiesel. Thommy ist 76, nächstes Jahr wird er wieder zum Heli-Skiing nach Kanada aufbrechen. Bernd ist 73 Jahre jung und serviert noch immer den gemeinsten Aufschlag von uns allen. Früher, wage ich jetzt einfach mal so zu behaupten, hätte es das nicht gegeben. Da wurdest Du gerade noch im Austragsstüberl mit den Enkeln auf dem Schoß geduldet und die Nachkommen waren meist nur nett zu Dir, weil sie Dich beerben wollten. Warum ich das schreibe? Vielleicht um mir selbst Mut zu machen und weil ich mich auf die kommende Saison so sehr freue.
Aber jetzt verabschiede ich mich erst einmal für drei Wochen nach Mexico. Mit dem Auto die Pazifikküste hoch. Sonne und gute Laune tanken. Ein Abenteuerurlaub, der auch mit 70 Jahren noch Spaß macht (siehe oben).
PS: Info zu den 9. Senior Open unter http://www.usedom-open.de
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20.01.2015
Freiberufler – Von Uli Offenberg
Es ist einige Zeit her, als die Freiberufler unter uns von den fest angestellten Kollegen glühend beneidet wurden. Weil sie von zu Hause aus im Morgenmantel schreiben konnten, keinen festen Bürozeiten unterlagen und mindestens das dreifache am Monatsende auf dem Konto hatten als die Kollegen, die unter der täglichen Fron ächzten. Und wer gar von der Grünwalder Agentur Ferency unter die Fittiche genommen wurde, genoss einen Star-Status und die Garantie, nicht unter 1000 Mark Tagesgage antreten zu müssen. Tempi passati.
Unser MPTC-Mitglied Paul Sahner gehörte zu denen, die in den goldenen Zeiten tüchtig Kasse gemacht haben und auch später bei Burda nicht gerade darben musste. Es sei ihm gegönnt, er ist ja nicht nur ein begnadeter Selbstdarsteller, sondern auch ein echter Könner (Gottvater der Promi-Beichte laut atz), der sich seine exzellenten Kontakte immer gut bezahlen ließ, inzwischen, das siebente Lebensjahrzehnt hinter sich, aber Schritt für Schritt in die schriftstellerische Schreibstube abdriftet. Ein logischer Prozess.
Aber auch unser früherer Präsident Robert Lübenoff konnte viele Jahre von seiner freiberuflichen Tätigkeit gut leben, bevor er einen anderen Weg einschlug, der Berater von Boris Becker wurde und – mit Erfolg – astronomische PR- und Beratungs-Rechnungen ausstellen durfte.
Einige kamen unter die Räder, so wie unser kürzlich verstorbener Freund Egon Stengl. Der nicht nur mit Würde alterte, sondern auch zu stolz war, seine finanzielle Misere zu offenbaren. Andere halten sich mühsam über Wasser, indem sie zwischendurch und ohne es an die große Glocke zu hängen, bezahlte PR-Beiträge fabrizieren, die es dann auch auf die redaktionellen Seiten schaffen, weil Honorare bei gewissen Blättern ohnehin nicht mehr bezahlt werden. Auch ihnen gebührt mein Respekt, denn der Job ist verdammt hart geworden.
Wie ein Turm in der Brandung dagegen unser MPTC-Mitglied Doris Henkel. Unverdrossen, unangefochten, exklusiv und brillant berichtet sie aus Paris, Wimbledon, New York und Melbourne von den Grand Slams. Die angesehensten Blätter unseres Landes drucken sie. Und auch die Leser von MPTC-Info können ab heute ihre Beiträge lesen, die sich durch eine ganz besondere Fachkenntnis auszeichnen.
Danke, liebe Doris, wir sind stolz auf Dich. Ich schreibe das, obwohl sie mich in ihrer sympathischen Bescheidenheit eindringlich gebeten hat, sie nicht zu sehr zu loben. Aber sie ist einfach Spitze und hat sich dieses Kompliment nicht nur erarbeitet, sondern auch ehrlich verdient.
PS: Wir befinden uns in der heißen Phase der Verhandlungen mit der Tennisanlage im Olympiapark. Vermutlich werden unsere Mitglieder in der kommenden Saison dort auf Kosten des Vereins aufschlagen können. Sympathische Betreiber und auch dort befindet sich eine Flutlichtanlage.
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15.11.2014
Tennispokale – Von Uli Offenberg Doch, es gibt sie noch, die ehrwürdigen Familienunternehmen, die seit Generationen für Qualität und für Zuverlässigkeit stehen. Natürlich sind diese Geschäfte nicht in der Maximilanstraße angesiedelt, in der sich international agierende Konzerne aus Prestigegründen einkaufen und die anderswo die horrenden Mieten erwirtschaften müssen, die dort verlangt werden. Nein, meist in etwas stilleren Münchner Nebenstraßen in Häusern, die beide Weltkriege überstanden haben, sind diese Familienunternehmen, die einen ganz besonderen Charme ausstrahlen, zu finden.
Wir stolperten in der Schleißheimer Straße 50 über die Kunstgewerbliche Zinngiesserei „Leonhard Mutz“, als wir auf der Suche nach passenden Pokalen für das nächste MPTC-Turnier im November waren. Seit 1889 im Familienbesitz, steht jetzt in der Person von Wolfgang Beißer die vierte Generation im Laden. Ein Wort gibt das andere, und so ist die Geschichte des Familienbesitzes rasch erzählt. Als der Großvater der heutigen Besitzerin Brigitte Beißler, Mutter des o. g. Wolfgang, aus dem 2. Weltkrieg heimkehrte, fand er nur noch einen Trümmerhaufen vor. Doch die Familie gab nicht auf, krempelte buchstäblich die Ärmel hoch und packte an. Die Vorliebe der amerikanischen Besatzer für Zinndeckel auf bayerischen Bierkrügen erwies sich bald als Segen. Das Geschäft brummte, auch weil Kegel- und Eisstockclubs verdiente Mitglieder gern mit Zinn gedeckelten Krügen ehrten und kein Konkurrent so schnell und akkurat gravieren kann. Sogar in Mandarin. Die Familie hielt unbeirrt am Produkt fest, so konnte auch eine vorübergehende Nachfrageschwäche überwunden werden. „Die Vorliebe für Zinn zieht wieder spürbar an,“ meint Wolfgang Beißer. Das freut uns für ihn. Wir sind uns hoffentlich einig, ihn zum Hoflieferanten unserer Sieger-Pokale zu ernennen. Wenn wir ein Familienunternehmen finden, das Urkunden druckt, kriegt er es auch noch schriftlich. Mutz Leonhard Zinngießerei Inh. Brigitte u. Wolfgang Beißler, Schleißheimer Straße 50, 80333 München, Telefon 089 525375, http://www.zinngiesserei-mutz.de